Biographie
Schon als Kind zeigte Ulrich Nitschke eine künstlerische Begabung. Nachdem er 1885 eingeschult wurde, zeichnete er immer wieder vom Fenster aus die Felsenstraße und die Bogenbrücke in Neurode und es gelang ihm, mit einem breitgeklopften Nagel und Hammer aus einem Sandsteinfelsen einen Vogel in seinem Nest herauszuhauen.
Ab 1889 besuchte er das Progymnasium in Breslau, wohin die Familie gezogen war. Sein Vater kaufte ihm eine Geige und seine Mutter ersteigerte einen Konzertflügel, so konnte er bald kleine Stücke auf der Geige wie auf dem Klavier spielen. Konfirmiert wurde Ulrich in der „Kirche der elftausend Jungfrauen“ St. Josef, unweit der Wohnung der Nitschkes in der Matthias-Straße.
Nach dem Schulabschluss begann Ulrich 1894 in der Präparandenanstalt die Ausbildung zum Lehrer, für die er sich nicht berufen fühlte. Statt zu lernen, lieh er sich Bücher aus, „ein großes Durcheinander von Schund und Klassik“.
Den elterlichen Zurechtweisungen entzog er sich, indem er im Sommer 1896 ausriss; aufs Geratewohl fuhr er nach Stralsund und hoffte, von einem Schiff als blinder Passagier oder als Schiffsjunge zu fernen Küsten und fremden Ländern mitgenommen zu werden. Doch die kleinen Fischkutter fuhren nur bis Rügen, so kehrte er „schiffbrüchig“ in den heimatlichen Hafen zurück.
Seinem Wunsch, Maler zu werden, hätten die Eltern nun zugestimmt, doch ein Studium an einer Kunstakademie konnten sie nicht bezahlen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als eine kaufmännische Lehre im Glas-und Porzellangeschäft Zimmerman am Ring, gegenüber der Staupsäule am Rathaus, zu beginnen.
Zu dieser Zeit entdeckte er im Breslauer Museum die Farbigkeit der Bilder, die Malerei hatte ihn in den Fängen und ließ ihn nicht mehr los. Er kaufte sich Ölfarben, Papier und einen Malkasten, stieg frühmorgens vor und abends nach der Arbeit in die Dachkammer und kopierte Landschaften nach Abbildungen.
Im September 1896 entschloss er sich, nach München zu fahren, um sich an der Kunstakademie zu bewerben, doch in den Semesterferien war das Sekretariat geschlossen, zudem erfuhr er, dass Kunstschüler erst mit 18 Jahren aufgenommen werden, er war aber noch nicht einmal 17 Jahre alt.
Italienische Gemälde in der Münchner Pinakothek verleiteten ihn dazu, eine Fahrkarte nach Verona zu lösen, in der illusionären Hoffnung, dort einen Ausweg aus seinem Dilemma zu finden. Ohne Wörterbuch kam er nicht weit. Er vagabundierte aber immerhin über Vicenza, Padua, Venedig nach Wien. 1300 km war er schon gewandert. Er wäre gern noch nach Paris gefahren.
Nach dem Schulabschluss begann Ulrich 1894 in der Präparandenanstalt die Ausbildung zum Lehrer, für die er sich nicht berufen fühlte. Statt zu lernen, lieh er sich Bücher aus, „ein großes Durcheinander von Schund und Klassik“.
Den elterlichen Zurechtweisungen entzog er sich, indem er im Sommer 1896 ausriss; aufs Geratewohl fuhr er nach Stralsund und hoffte, von einem Schiff als blinder Passagier oder als Schiffsjunge zu fernen Küsten und fremden Ländern mitgenommen zu werden. Doch die kleinen Fischkutter fuhren nur bis Rügen, so kehrte er „schiffbrüchig“ in den heimatlichen Hafen zurück.
Seinem Wunsch, Maler zu werden, hätten die Eltern nun zugestimmt, doch ein Studium an einer Kunstakademie konnten sie nicht bezahlen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als eine kaufmännische Lehre im Glas-und Porzellangeschäft Zimmerman am Ring, gegenüber der Staupsäule am Rathaus, zu beginnen.
Zu dieser Zeit entdeckte er im Breslauer Museum die Farbigkeit der Bilder, die Malerei hatte ihn in den Fängen und ließ ihn nicht mehr los. Er kaufte sich Ölfarben, Papier und einen Malkasten, stieg frühmorgens vor und abends nach der Arbeit in die Dachkammer und kopierte Landschaften nach Abbildungen.
Im September 1896 entschloss er sich, nach München zu fahren, um sich an der Kunstakademie zu bewerben, doch in den Semesterferien war das Sekretariat geschlossen, zudem erfuhr er, dass Kunstschüler erst mit 18 Jahren aufgenommen werden, er war aber noch nicht einmal 17 Jahre alt.
Italienische Gemälde in der Münchner Pinakothek verleiteten ihn dazu, eine Fahrkarte nach Verona zu lösen, in der illusionären Hoffnung, dort einen Ausweg aus seinem Dilemma zu finden. Ohne Wörterbuch kam er nicht weit. Er vagabundierte aber immerhin über Vicenza, Padua, Venedig nach Wien. 1300 km war er schon gewandert. Er wäre gern noch nach Paris gefahren.
Über Stuttgart kam er nach Karlsruhe, wo der Tramp hängen blieb. Er fand eine Anstellung als „Tintenkuli“ bei der Versicherungsgesellschaft Wilhelma. Das nahe gelegene Theater lockte mit bekannten Schauspielern, Sängerinnen und Dirigenten, so stürmte er bei jeder Neuinszenierung den Olymp. Auf eine Zeitungsannonce hin nahm er Malstunden bei dem Kunstmaler Lemmer. Ein kopiertes Stillleben schickte er seinen Eltern, die sich nun bereit erklärten, ihn bei einem Studium an einer Kunstakademie zu unterstützen.
Mit Feder-und Bleistiftzeichnungen sowie einem Kohle-Selbstporträt bewarb er sich an der Kunstakademie in Karlsruhe, wo er im Oktober 1898 in die Naturzeichenklasse von Professor Ernst Schurth aufgenommen wurde, die Gipsklasse konnte er so überspringen. Mit Franz Mutzenbecher knüpfte er eine herzliche Freundschaft, die beide lebenslang verband.
Mit Feder-und Bleistiftzeichnungen sowie einem Kohle-Selbstporträt bewarb er sich an der Kunstakademie in Karlsruhe, wo er im Oktober 1898 in die Naturzeichenklasse von Professor Ernst Schurth aufgenommen wurde, die Gipsklasse konnte er so überspringen. Mit Franz Mutzenbecher knüpfte er eine herzliche Freundschaft, die beide lebenslang verband.
Zusammen mit Paul Klee, Wassily Kandinsky und Hans Purrmann studierte er ab 1900 bei Franz von Stuck an der Königlich Bayerischen Akademie der Bildenden Künste in München (MatrikelNr.2167), wo er das Malen nach der Natur übte (Männer-und Frauen-Akte), wobei die Gestaltung der menschlichen Haut in Farbe am schwierigsten war. Wesentlich für seine späteren bildhauerischen Arbeiten waren Anatomievorlesungen für bildende Künstler an der Ludwig-Maximilian-Universität. In dieser Zeit kam er durch Melchior von Hugo mit dem Dichter Max Dauthendey in Kontakt und konnte im Atelier des Bildhauers Karl Albiker ein- und ausgehen. In seiner Münchener Studienzeit entdeckte er auch seine Leidenschaft zum Klettern und Bergsteigen.
Im Sommer 1901 radelte er von München aus zu Studien nach Florenz und Rom, und dann zum Louvre nach Paris. Später reiste er wiederholt in die Schweiz, nach Österreich, Italien und Frankreich.
Im Sommer 1901 radelte er von München aus zu Studien nach Florenz und Rom, und dann zum Louvre nach Paris. Später reiste er wiederholt in die Schweiz, nach Österreich, Italien und Frankreich.
Von 1903 bis 1907 war er Meisterschüler von Leopold von Kalckreuth und von Adolf Hölzel an der Königlich Württembergischen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart, wo er großformatige Temperabilder malte und bei einer Ausstellung für ein Landschaftsbild von König Wilhelm II. von Württemberg eine silberne Medaille als 2. Preis erhielt.
In Stuttgart gehörte er einem Freundeskreis um die Architekten Bruno Taut, Paul Bonatz und Oscar Pixis an, zu dem 1904 auch der Architekt Walther Baedeker stieß, mit dem er ca. zehn Jahre eng zusammenarbeitete. Im zweiten Studienjahr hatte Ulrich Nitschke die Idee, ein Künstlerfest mit Tanz und Gesang aufzuziehen, alle Studienkollegen machten mit, der Akademiedirektor Haug war einverstanden, bezweifelte aber ganz offen: „ob so etwas in dieser Stadt schwäbischer Dickköpfe“ ankommen würde. Es kam an, dieses Kostümfest wurde ein glänzender Erfolg.
Im nächsten Jahr erhielt Ulrich Nitschke schon den Auftrag, am Erkergiebel der Villa Curtius in Stuttgart ein Fresko zu malen und an einem Eingangspfeiler aus Sandstein ein Relief heraus zu meißeln.
Im nächsten Jahr erhielt Ulrich Nitschke schon den Auftrag, am Erkergiebel der Villa Curtius in Stuttgart ein Fresko zu malen und an einem Eingangspfeiler aus Sandstein ein Relief heraus zu meißeln.
Während seiner Ausbildung entwickelte sich sein Interesse für architekturbezogene Kunst und er erhielt 1906 von dem Hamburger Architekten Walther Baedeker den Auftrag, das dreitürige Portal des gerade erbauten Warenhauses „Karstadt“ in Lübeck mit überlebensgroßen allegorischen Statuen, sechs Vollfiguren und zwölf 12 Reliefs, in hartem Sandstein auszugestalten.
Danach schuf Ulrich Nitschke 1907 auf Einladung von Prof. Theodor Fischer mit Louis Moillet, Hans Brühlmann und Melchior von Hugo die Wandmalereien für den Konzertsaal der Pfullinger Hallen, er malte die Ostwand aus mit den Themen „Angst“ und „Besänftigung durch Musik“.
Danach schuf Ulrich Nitschke 1907 auf Einladung von Prof. Theodor Fischer mit Louis Moillet, Hans Brühlmann und Melchior von Hugo die Wandmalereien für den Konzertsaal der Pfullinger Hallen, er malte die Ostwand aus mit den Themen „Angst“ und „Besänftigung durch Musik“.
Noch im selben Jahr lockte Walther Baedeker ihn nach Hamburg, zur Mitarbeit an einem Wettbewerb für die Hamburger Universität und zu gemeinsamem Trio-Spiel mit Hadwig. Danach engagierte er ihn zur ständigen Zusammenarbeit im eigenen Architekturbüro im „Weißen Haus“ in Blankenese.
Ulrich Nitschke und Walther Baedeker auf einem Schiff
Hadwig 1912 vor dem Weißen Haus
Walther Baedeker
Baedeker und Nitschke erörterten die Vorstellungen der Bauherren und diverse Pläne dazu mündlich oder brieflich, ehe diese zu endgültigen Entwürfen wurden. Während einer längeren Krankheit übertrug ihm Baedeker die Vertretung in den laufenden Angelegenheiten von der Planung bis zur Bauleitung.
1908 veranlasste Bruno Taut ihn, in Berlin für Arthur Vogdt fünf Terrakotten von über zwei Meter Höhe zum „Willkommen“ am Haus Bismarckstraße 10 zu gestalten. Da die Technik hierfür vergessen war, erforschte Nitschke etruskische Grabmale und erfand in einer Ziegelei in Westpreußen ein Verfahren, aus feuchtem knetbaren Ton übergroße standfeste Hohlfiguren aufzubauen, diese ohne Risse hart zu brennen, und danach unversehrt nach langem Transport an der Hausfassade in großer Höhe zu montieren.
Eine weitere Terrakotta fertigte er für ein Gebäude am Potsdamer Platz an. 1909 beauftragte Prof. Paul Troost ihn, zwei überlebensgroße Basaltfiguren mit dem Thema „Begegnung“ für das Haus Bismarckstraße 12 zu schaffen; dabei erforderte die Umstellung von Ton auf harten Naturstein eine andere anstrengende Technik.
1911 modellierte Ulrich Nitsche eine Rundplastik und einen Januskopf mit Bübchen für das von ihm entworfene Gartenhaus des Dichters Richard Dehmel in Blankenese.
Louis Moillet wollte Ulrich Nitschke zusammen mit August Macke und Paul Klee für die „Tunisreise“ im April 1914 gewinnen, doch er war durch Verpflichtungen in Hamburg gebunden.
Im Ersten Weltkrieg war der Künstler als Kriegsfreiwilliger an der Westfront in Nordfrankreich im Einsatz.
Von 1923 bis 1943 hatte Ulrich Nitschke ständig sein Atelier am „Knie“ (heutiger Ernst-Reuter-Platz),Hardenbergstraße 1 in Berlin-Charlottenburg. Von Architekten, vor allem von Arthur Vogdt, erhielt er Aufträge für Wandmalereien, Terrakotten und Plastiken aus Stein und Marmorbeton. Großes Aufsehen erregten seine Terrakotta-Skulpturen bei den jährlichen Frühjahrsaustellungen in der Akademie der Künste am Pariser Platz, die seit 1920 von Max Liebermann geleitet wurde.
1923 gewann er den Wettbewerb zur Neugestaltung des Nollendorfplatzes, für den insgesamt 88 Entwürfe eingereicht worden waren. 1929 beauftragte ihn der Architekt Herrmann Dernburg, für das nach seinen Plänen in Breslau errichtete Warenhaus „Wertheim“ 25 überlebensgroße Terrakotta-Köpfe mit Physiognomien „aus aller Herren Länder“ zu schaffen, die vervierfacht die Fassaden des „Wertheim“, das später „Renoma“ heißen wird, schmücken. 1930 bis 1932 hielt er sich an der Côte d’Azur auf – in Cassis, Saint Tropez, Sanary, Menton und malte Landschaften und Portraits in Öl, u.a. das Portrait von Nike.
In Cagnes entstand 1931 aus der glatten und hellorangen Tonerde, aus der auch Picasso seine Keramiken formte, eine lebensgroße anmutige Mädchenskulptur nach dem Vorbild seiner vierzehnjährigen Tochter Nike.
Die Entstehung der Skulptur beschrieb Nike sieben Jahre danach 1938 in einem Typoskript: „Ullo benutzte die gleiche Technik, wie die Etrusker ihre Terrakotten geschaffen haben, er baute hohl auf. Selbst seine lebensgroßen Figuren sind nicht dicker als eine Tonvase, sie klingen beim Anklopfen. Das Aufbauen dieser dünnen Wände verlangt eine absolut souveräne Kenntnis der Anatomie, aber auch des Materials, seines Verhaltens und Schrumpfens. Es setzt auch Grenzen, aber das gerade reizt ja. Diese Arbeit verlangt auch Einmaligkeit: es gibt kein nachträgliches Verbessern. Was steht - steht. Die einmal gewählte Form besteht für immer.“ Beim Brennvorgang in einer Ziegelei hat „Nike“ oben auf den Ziegeln gelegen, danach eine Woche lang im Wasserbad, um aus der harten Terrakotta die Kalkeinsprengsel zu entfernen.
„Nike von Cagnes“ wurde 1932 in der Berliner Akademie der Künste ausgestellt und von Kritikern begeistert beschrieben: „Die Grazie der Darstellung des jungen Mädchens liegt in der leichten Drehung ihres Oberkörpers.“ „Die Anmut des Mädchens strahle einen eigentümlichen und seltenen Zauber aus.“ Von Berlin aus unternahm Ulrich Nitschke nach 1933 mit Hadwig ausgedehnte Maltouren im Paddelboot zum Greifswalder Bodden, nach Hiddensee und entlang der Ostseeküste bis Nidden.
Das Berliner Atelier des Künstlers wurde am 23. November 1943 von Bomben total zerstört. Danach lebte er mit Hadwig zunächst in einer Fischerhütte bei Innsbruck, danach in seinem 1921 erbauten Haus in Salzburg. Er malte Porträts und zusammen mit Hadwig entstanden Ölbilder für Marterln, am Wallfahrtsweg nach Maria Plain. Er schrieb auch Märchen für Kinder und Erwachsene.
1952 zog Ulrich Nitschke dann nach Neckarsteinach und lebte ab 1959 in Schönau bei Heidelberg, wo er 80-jährig, ohne Handwerker, nur mit Hilfe seiner Familie ein erdgeschossiges Haus am Schafbach baute, das er mit Fresken und überlebensgroßen Skulpturen („Adam und Eva“ und “Noli me tangere“) schmückte.
Er hat bis zu seinem vorletzten Lebenstag gemalt.